Wie reagiert Design auf den Zeitgeist? Mit dieser Frage befasst sich die Trendanalystin und Zeitgeistexpertin Christine Boland schon seit 30 Jahren. Anhand ihrer Analysen erklärt sie Verbraucherverhalten und Trends und hilft Unternehmen dabei, ihre Chancen in konkrete Maßnahmen umzusetzen. „Sobald man den Zeitgeist versteht, kann man auch die Designwahl der Verbraucher nachvollziehen“, so Christine. Ihrer Ansicht nach werden Menschen bei ihren Entscheidungen über Design und Inneneinrichtung weiterhin von drei wesentlichen Faktoren beeinflusst: das Bedürfnis nach Halt, Sinn und Zugehörigkeit.
Bedürfnis nach Halt
Wir leben in einer chaotischen Zeit, die von Krisen, Verunsicherung und Konflikten geprägt ist. Christine beobachtet, wie sich diese Dynamik im Design und in der Innenarchitektur niederschlägt: „Es besteht ein zunehmender Bedarf an beruhigenden, taktilen und organischen Formen, die Sicherheit und Geborgenheit vermitteln.“ Sie spricht von „healing aesthetics“, was bedeutet, dass Design eine heilende Kraft hat, Halt gibt und eine sichere Umgebung schafft.
Um diese Gefühle bei den Verbrauchern hervorzurufen, betont die Zeitgeistanalystin die Bedeutung der Sinne. Beispielsweise sind warme, erdige Farben wie Terrakotta und Sandtöne stark im Kommen. Darüber hinaus werden Böden mehr denn je zu einem taktilen Erlebnis. Dabei verweist sie auf die Kombination von harten und weichen Materialien, wie z. B. ein Keramikparkett mit einem Wollteppich oder flauschigen Läufer. Außerdem werden immer mehr schallabsorbierende Materialien verwendet, um die Sinne zu beruhigen. „Das sind subtile Instrumente, die Menschen das Gleichgewicht und den Halt geben, den sie so dringend suchen.“
Suche nach Sinn
Die Suche nach Sinn ist seit vielen Jahren ein universeller Beweggrund für Verbraucher. Als Trendexpertin stellt Christine fest, dass wir diesen Sinn oft bei Marken und Unternehmen finden, die unsere eigenen Werte und Überzeugungen widerspiegeln. Das beste Beispiel dafür ist Nachhaltigkeit. „Unternehmen, die darauf keinen Wert legen, verpassen den Anschluss und verlieren an Bedeutung“, warnt Christine. „In der Öffentlichkeit genießt das einfach zu viel Stellenwert.“